Unimog Einsatz + Technik    Einstimmung während der Arbeiten an der Webseite
 www.SIT-Livecam.de Seeliger  (Dipl. Ing.)  Siegfried Gumbel Str. 33  74076 Heilbronn  Tel.: 07131/760177 Fax: 07131/173915 Mail info@sit-livecam.de

     
 

Zusammenfassung unserer Vorgehensweise bei der Lärm Dämmung
am Unimog 435L         unser  Copyright 2016

 
 

 

 
 



Basisfahrzeug:

U 435 ex Bundeswehr Krankenwagen
Bj 1990; Fahrerhaus im Serienzustand,
ohne Geräuschdämmung,  größtenteils nacktes Blech

 
 


Lärmniveau:
bei max. Geschwindigkeit 88km/h / 2450 Umin  über 90 dba auf dem Armaturenbrett gemessen

Gemäß den Arbeitssicherheitsrichtlinien ist bei solchen Lärmwerten ein Gehörschutz zu tragen. Längeres Arbeiten bei der Lautstärke wird als gesundheitsschädlich angesehen.
Zum Einsatz als Übertragungswagen bei Fahrten zu unseren Kunden war daher eine Geräuschdämmung dringend notwendig.

Externe Einflüsse:
Die grobstolligen Geländereifen bilden quasi einen Grenzwert bei ungefähr 74 dba

Ergebnis nach umfangreichen Dämmmaßnahmen:
Bei gleicher Geschwindigkeit und Drehzahl werden jetzt nur noch 71 dba  gemessen. Im Bereich des Kopfes sind es um die 69 dbA.
Weitere bauliche Möglichkeiten zur Reduzierung bestehen noch.

Aussagen von Mitfahrern:
Daimler Benz Unimog Versuch: Mit Ihrem Unimog würde ich lieber nach Afrika zum Test fahren, als mit unseren aktuellen Versuchsfahrzeugen. 
Verschiedene Unimog Fahrer: Der leiseste Unimog, bei dem ich je mitgefahren bin.

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Geräusch Quellen sind hierbei relevant:

- Motor
- Getriebe
- Reifen
- Vibrierende, scheppernde Bleche am gesamten Fahrerhaus. Hierbei ist eine
   Ursachenbeseitigung zum Teil möglich) Der Rest geht durch Dämmung.
 

Hauptproblematik bei der ganzen Dämm Arbeit:

- die tiefen Frequenzen, da diese technisch nur schwer bzw. mit schweren, dicken Materialien
  gedämmt werden können
- Temperatureinflüsse
- Feuchtigkeitsaufnahme der Materialien
- Anpassung an die Unimog spezifischen Fahrzeugeigenschaften und Einsatzzweck

Grundsatzfragen vor Erstellung des Konzeptes:

- Je nach Einsatz meines Fahrzeuges muss die Dämmung ausgelegt werden. Beim Offroad
   Einsatz im Gelände wird ein feiner stark schallschluckender Teppichboden im Fußraum die
   falsche Wahl sein. Ebenso auch eine schlecht herausnehmbare, bzw. Feuchtigkeit zum
   Bodenblech durch lassende Einlage.
- Welchen Aufwand bin ich bereit zu leisten ?
- Was ist mein persönlicher Anspruch / Ziel ?

Eingesetzte Materialien:

- tiefe Frequenzen – Entdröhnung mit Schwerfolien oder konstruktiven Maßnahmen
- Frequenzen oberhalb von ca. 600 Hz lassen sich mit den üblichen Akustik Dämmstoffen,
  Schäumen, Vlies, Teppich bekämpfen. Je mehr Material desto leiser, aber auch je besser auf
  einander abgestimmt desto mehr Erfolg wird man haben.
- Fast nichts wird Schaumgummi bringen, egal wie dick.
- Bei den tiefen Frequenzen hilft eigentlich nur Masse. Auch hier gibt es Unterschiede in der
  Effektivität bis zu Faktor 3 bei gleicher Materialstärke, wobei der Preisfaktor auch bis zu 3 zu
  Ungunsten der Teile aus dem KFZ Zubehör ausfallen kann.

Schnelle Basislösungen:

- Schalldämmset von Daimler oder Unimog UK. Vom Kosten – Nutzen – Zeitaufwand sind diese
  die günstigsten Lösungen zur Geräusch Dämmung.
  Je nachdem ob und was noch unter Diese kommen soll, kann es dann Passprobleme geben,
  was eine Nacharbeit erfordert.
- Original Dämmset von Daimler Benz ist für diesen Fahrzeugtyp nur noch schwer, eventuell
  gebraucht zu bekommen.
- Der Set F50 für die Euro 2 und späteren Modelle wird von außen montiert. Für innen gibt / gab
  es ebenso fertige Verkleidungen. Sind leider aber nur selten zu bekommen.
- Alternativ kann auch der Dämmset des Nachfolgetyps U 4000 eingesetzt werden.
  Dieser passt im Bereich der Motorhutze nicht formschlüssig und ist für den 4 Zylinder Motor
  ausgelegt

Schwierigkeiten bei der Materialwahl:

- Die Materialien unterscheiden sich zum Teil deutlich in ihren Eigenschaften und in den
  Angaben der technischen Daten. Meist werden vom Handel gar keine Daten angegeben.
  Von solchen Händlern habe ich gleich Abstand genommen.
- Wer das Optimum an Lärmreduzierung herauskitzeln will, wird sich mit dem geeigneten
  Materialmix auseinandersetzen müssen.
- Zur Optimierung bei Wüstenfahrern werden etwas andere Materialien eingesetzt werden
  müssen wie bei überwiegend im Nordeuropäischen Bereich Reisenden. Bei einem
  Kompromiss werden Abstiche in der Wirkung notwendig werden.
- Steht in den technischen Daten eine nur geringe Wasseraufnahme, so kann diese sich rein auf
  die behandelte Oberfläche oder auch auf die Schnittkanten beziehen. Auch muss diese
   Angabe nicht für das Eintauchen ins Wasser gelten ( Unimog Wattiefe bis 1,2m ). Über die
   Austrockenzeit muss auch nicht zwingend der wirkliche Wert genannt sein. Ich hatte bei einem
  1L großen Teststück mit angeblich minimaler Wasseraufnahme von kleiner 4 % nach 1 Stunde
   im Wasserbad statt 60 Gramm danach über 600 Gramm. Nach 3 Monaten habe ich den
   Trocknungsversuch bei ca. 140 Gramm Probengewicht abgebrochen.
- Leider habe ich bisher weder beim Werk noch bei den Ausbauern, Unimog Spezialhändlern
  richtig durchdachte und wirksame Gesamtlösungen gesehen. Es fehlten immer noch wichtige
  Stücke, bzw. es entsprach zumindest in Teilen nicht meinen Erfahrungen.
- Als Materialien sind durchaus verschiedene Möglichkeiten gegeben, je nach Intension, der
  Bereitschaft zum Aufwand, und der Verfügbarkeit der Materialien.
- Eine zunehmende Materialstärke muss nicht immer hilfreich sein, da die Dämmwirkung der
  einzelnen Materialien auch von der Höhe der Störfrequenz abhängig ist, und diese wiederum
  der Materialstärke angepasst werden sollte.

Was bringt ein Dämmstoff der bei 1400 Hz seinen höchsten Wirkungsgrad hat und danach sehr deutlich abfällt. Das geht dann nur in Kombination eines Materialmix.

Aufwand:

- Kosten:
  Je nach persönlichen Anspruch werden diese stark schwanken und zu Beginn sicher nur
  schwer zu definieren sein. Im Verhältnis zum Gewinn beim Fahrkomfort werden diese Kosten
  jedoch relativ gering sein.
  Zwischen 100 bis mehrere Tausend Euro kann sich der Kosten Rahmen bewegen.

- Zeit:
  von wenigen Stunden bis Monate ist alles drin, wiederum abhängig vom gewünschten Erfolg.

Hauptansatzpunkte zur Dämmung in der versuchten Reihenfolge der Störgrößen

- Alle Löcher, Durchbrüche im Fahrerhaus verschließen ( notwendige Abluft der Heizung ist zu
  bedenken)
- Spritzwand
- Motorhutze
- Fahrerhausboden an den ebenen Flächen
- Abdeckung der Schaltplatte
- Motor / Raum selbst
- Türen
- Boden bis zur Rückwand
- Rückwand
- Dachluke
- Dach
- danach kommen dann die Feinarbeiten an verschiedenen Punkten
 

Welche Maßnahme bringt wieviel?

- Dämmung Boden / Fußraum                           =>  sehr viel
- Dämmung/Auskleidung FH Wände / Dach    =>  mittel
- Dämmung Getriebeplatte                                =>  viel
- Dämmung FH hinter Armaturenbrett              =>  wenig
- Dämmung Durchstieg zur Kabine                  =>  sehr viel 
- Dämmen Motorhutze                                       =>  viel

 Zusätzlich noch:

- Dachluke entdröhnen
- Himmelverkleidung
- Armaturenbrett mit Gummischicht, Akustikschaum
- Beifahrerstoffsitzbank, Decke ( deutlich )

Hab ich etwas vergessen ?  Mag sein.
 

Ermitteln der Lärm Übertragungen / Quellen
 

Einfache Hilfsmittel:

- Abklopfen der verschiedenen Bleche mit der Hand oder z.B. Schraubendreher bringt schon
  recht viel Information und Kontrolle wo angesetzt, wieviel gemacht werden sollte und wie lange
  der lästige Nachhall dauert.
- Dicke Decken zum Ausschließen oder Abgrenzen bestimmter Bereiche sind hilfreich.
- Spreizer, wie sie im Hausbau bei dem Einbau von Türzargen verwendet werden können
  dröhnende Bleche identifizieren. ( Baumarkt )

Messgeräte:

- Einfache Hand Phonmeter: gibt es günstig ab ca. 80 Euro. Eine Richtigkeit des
  Lautstärkewertes in dba ist nicht nötig. Die Wiederholgenauigkeit und möglichst geringes
  Springen um den angezeigten Wert sind hier viel wertvoller.
  ( Bei einem günstigeren Gerät hatte ich bei gleicher Raumlautstärke ein Springen der Anzeige
  bis ca. 10 dba. => völlig unbrauchbar)
  Mit einer über geschobenen Hülse können so auch Richtungseingrenzungen vorgenommen
  werden. Dies kommt sicher aber erst zum Einsatz wenn schon die meisten Krachmacher
  beseitigt sind.

- Handy, Iphone etc.: mit einer entsprechenden App. Geht als Hilfsmittel zum Vergleich vor / nach
  Dämmung genauso. Mit der Richtungsbestimmung wo das Geräusch herkommt wird es etwas
  schwieriger.

- Messmikrofon: Dies macht nur einen Sinn wenn der wirkliche db Wert interessiert, bzw.
  einzelne Störfrequenzen gesucht werden. Kosten so ab ca. 200 Euro. Dazu dann die
  Spannungsversorgung und die Auswertsoftware für die Darstellung. Also ab ca. 500 Euro

- Auswertsoftware für die Frequenzanalyse aus aufgezeichneten Geräuschen zur Suche nach
  den einzelnen Übeltätern. So ab ca. 500 Euro. Dies ist als Arbeitshilfsmittel aber nicht nötig.
  Man will es ja eigentlich nur leiser im Fahrerhaus haben.

Ganz allgemein zum Lärm:

- je lauter, desto mehr Stress empfindet der Körper, desto genervter sind die Insassen, desto
  kürzer werden die sinnvollen Fahrzeiten, desto weniger Spaß macht die Reise.

- tiefe Frequenzen im Unimog können sich auch knapp an oder unter der menschlichen
  Hörschwelle befinden. Dieser Infraschall ist genauso lästig wie der hörbare Krach.

- Ultraschall, sprich Frequenzen oberhalb der Hörschwelle treten beim Unimog nur sehr wenig
  und dann meist mit geringer Intensität auf. ( Undichtigkeiten im Pressluftsystem )

- Bei der Arbeitssicherheit / Berufsgenossenschaft liegen Obergrenzen vor wie lange jemand
  Lärm ausgesetzt werden darf, bzw. ab wann Gehörschutz getragen werden sollte. Diese
  Grenzen haben sicher auch in der Freizeit ihre Bedeutung.

- Der Mensch nimmt Lärm frequenzabhängig nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit dem
  Körper auf. Das bedeutet, das eine altersbedingte Schwerhörigkeit nicht unbedingt auch vor
  dem lästigen Lärm schützt.

Als Lärm Unterthemen am Unimog zu betrachten

- Reifengeräusche
- Auspuff
- Dämmung des Durchgangs von Fahrerhaus zur Kabine
- akustische Entkopplung von Bauteilen über angepasste Lager ( Fahrerhauslager, bzw.
  mechanische Verbindungen von Rahmen / Motor zum Fahrerhaus. )
- Zusammenspiel von Wärmeisolierung und Geräuschdämmung etc.
- gezieltes Ausblenden von einzelnen Frequenzbereichen.
- Vermeidung von Ursachen wie Verwendung von Visko / bzw. Elektrolüfter
- Grundsätzliche Unterschiede zwischen den einzelnen Baureihen (U435 zu U4000 /4023) oder
   zu anderen Fahrzeugen wie Kurzhauber 911 etc.

Externe Rückmeldungen:

Im Verlauf meiner Arbeiten haben sich Dämmmaterial Herstellerkontakte ergeben, welche meine bisherig erreichten Werte als rechnerisch und mit dem Vorschlag des Materialmixes als möglich bezeichneten.
Auch haben Hersteller meinen Unimog besichtigt. Ob er auf dem Messestand eines Herstellers als Beispiel für den Materialeinsatz ausgestellt wird, mal sehen.
Zum Teil werden Infos welche ich während der Basisuntersuchungen ermittelt habe von Herstellerseite als Betriebsgeheimnisse gehandelt, welche auch mir nicht zur Verfügung gestellt wurden, und so meine weitere Verbesserung behinderten. 
( In Anbetracht auch meines Aufwandes kann ich aber das Betriebsgeheimnis verstehen)
Wie gesagt nicht nur der Unimog Zubehörhandel war sehr an meinen Arbeiten interessiert.

 Warum ich das schreibe ?

Einfach um zu zeigen, dass mit Eigeninitiative, Engagement und Zusammenarbeit  durchaus mit den hohen Ansprüchen der Industrie gleichgezogen werden kann.
Es gibt also keinen Grund mit einem lärmenden Unimog durch die Gegend zu fahren.

 

Ergebnis Verdeutlichung

Die Wunsch Zielvorgabe war  70 dba Innengeräusch bei voller Fahrt zu erreichen:

Dieser Wert wurde jetzt erreicht. Knapp unter 70 dba bei maximaler Geschwindigkeit 110 km/h und unter 60 dba in Stand, bzw. bei 40kmh Schleichfahrt sind erreicht.
Beide Werte liegen auf PKW Niveau. Die Werte sind gemessen auf Kopfhöhe des Beifahrersitzes. Auf der Fahrerseite ist es noch ein klein wenig lauter.  Ab 80 km/h nimmt die Lautstärke nur noch minimal zu.

Das entspricht in etwa der Gebläsestufe 3  bzw  1. bei meinem auch im Lüftungsbereich etwas lärmreduzierten Unimog.

Das jetzt eingebaute Splitgetriebe macht hierbei keinen deutlich spürbaren Unterschied. Die genannten 110kmh liegen bei der max Motordrehzahl von 2450Umin  meines OM 366A Motors an. Das würde ohne Split etwa 92 km/h entsprechen.
 

Hinweis:

Meine Untersuchungen basieren auf den Gebenheiten am Unimog des Typs U435. Sie sind nur begrenzt für andere Fahrzeuge anwendbar, da die konstruktiven Voraussetzungen dort anders sind. ( z.B Wattiefe, Reifenprofil, Fahrerhausaufhängung, Motor )


Weiterführende Informationen:

Hierzu empfehle ich entsprechende Internet Foren und Herstellerangaben.
Auf Anfrage helfen wir in dem uns zeitlich möglichen Rahmen gerne weiter.


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